„Wenn der Wahnsinn seinen Lauf nimmt …“

Vor eineinhalb Wochen habe ich mit meinem Blogeintrag zum Thema „Ein bisschen Spaß muss sein“ einige Reaktionen ausgelöst. Unter anderem habe ich dabei das Laufranking von HDsports etwas kritisiert, da damit einige Läufer regelrecht in einen „Teufelskreis“ hineingedrängt werden, aus dem sie nicht mehr wirklich rauskommen.

Das beste Beispiel dafür ist der Führende des Laufrankings 2015 Daniel Würrer, der mittlerweile bei rund 180 Wettkämpfen nur in diesem Jahr hält. Dieser hat mir ein ausführliches Statement zukommen lassen, welches ich mit seinem Einverständnis nun auch veröffentlichen darf. Bitte lest auch das durch, denn es ist einfach unglaublich!!

würrer

Daniel Würrer

Mit größter Aufmerksamkeit habe ich deinen Blogbeitrag vom 29. November gelesen. Der Beitrag greift ziemlich viele Probleme auf, die du wirklich gut angeführt hast. Daher möchte ich mich auch dazu äußern: 

Ursprünglich habe ich für mich selbst am Anfang 2015 geplant, so zirka 2 Mal in der Woche an Laufveranstaltungen teilzunehmen, um unter den Top 5 im Laufranking angesiedelt zu sein. Doch mit Ende Februar war mein Plan schon zu verwerfen, da ich den 1. Platz in der Laufrangliste übernahm. Tja und ab diesem Zeitpunkt fing der Teufelskreis an. 

Ich denke, dass man von einem 2. Platz in dieser Wertung nicht soviel hat, wie von einem ersten Platz. Ähnlich wie bei den Weltmeisterschafsduellen Svindal gegen Hirscher, Rosberg gegen Hamilton. Daher habe ich mir ab März das Ziel gesteckt diese Wertung zu gewinnen. Das Ziel habe ich mir ziemlich hoch gesteckt, da ich neben dem Laufen, auch noch arbeite und zusätzlich studiere. Ich ging wirklich an meine psychischen und physischen Grenzen, um diese Wertung zu gewinnen. Im Mai und Juni hatte ich echt Angst davor an Burn-out oder Depressionen zu erkranken. Ich habe sehr oft Tränen vergossen. Der Druck vom 2. Platzierten war enorm groß, und ich war kurz davor aufzugeben. Dazu kam natürlich auch, dass die Sprit- und Startkosten wahnsinnig ins Geld gingen. Ich konnte mir teilweise echt nichts mehr zu essen kaufen, weil mein Gehalt für Miete, Startgeld und Sprit ausgegeben wurde.  Es war wirklich eine ganz schlimme Zeit für mich. Doch glücklicherweise kamen die Sommerferien und ich hatte Lernpause vom Studium, was mir extrem gut tat. Obwohl ich Vollzeit arbeiten ging, fasste ich den Entschluss nun absolut jeden Lauf zu absolvieren, um den 1. Platz abzusichern. Das habe ich dann auch gemacht. Schließlich überbot ich dann Mitte Oktober den Punkterekord von Christoph Teubel. Danach fasste ich mir das Ziel jeden Lauf in der Nähe bis Jahresende zu machen, um meinen Punkterekord auszubauen. Daher stehe ich nun bei 177 Läufen.

Zusammenfassung:
Ich gebe dir vollkommen recht, dass sich manche Läufer in einem Teufelskreis befinden. Ich schließe mich da vollkommen mit ein. Schlimm war zu sehen, dass sich auch viele Frauen und ältere Männer diesen Druck in der Altersklasse siegen zu wollen, aufbürden.
Hätte der momentan 2. Platzierte nicht so viele Läufe absolviert, hätte ich auch nicht so viele Läufe gemacht. Aber er setzte mich ständig unter Druck, und dadurch musste ich „alles laufen was nur geht“.
Zu Anfang des Jahres hatte ich eine ziemlich gute Beziehung zum Zweitplatzierten, doch mittlerweile werde ich von ihm nur mehr beschimpft, mit Wasser angeleert oder angerempelt. Das macht mich persönlich schon sehr traurig. Das ist auch der Grund warum ich den Zweitplatzierten nicht mehr beim Namen nenne.

Aber nun zu meinen Pluspunkten:
+) Ich habe viele LaufkollegInnen kennen und schätzen gelernt.
+) Ich habe mich persönlich stark weiterentwickelt.
+) Ich wurde in der Arbeit befördert.
+) Ich denke, Laufranking Sieger mit Punkterekord zu sein ist nicht leicht und daher eine unglaubliche Leistung. Ich habs geschafft. YESSSS!
+) Diese Erfahrungen kann mir keiner nehmen und man kann diese in vielen Lebenssituationen umsetzen.

Zum Abschluss möchte ich noch ein Zitat von einer Frau nennen, die sich über mich so geäußert hat: “ Depad stellen und depad sein kann jeder, aber so depad sein auf die Art wie du es machst, des macht dir keiner so schnell nach. Und auf das kannst du dir stolz sein!“

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